2017 wurden 4208 Gewalttaten an Kindern in Deutschland gezählt – die Dunkelziffer wird höher sein. Nicht nur Ärztinnen und Ärzten stellt sich die Frage, wie dies frühzeitig verhindert werden kann. Die Fachkommission "Häusliche Gewalt – Gewalt in der Familie" der SLÄK, das Projekt "Verstetigung des medizinischen Kinderschutzes in Sachsen" und die Techniker Krankenkasse haben daher die Entwicklung einer App initiiert und unterstützt, die eine schnelle Intervention in Praxis und Klinik ermöglicht. "Vor allem die Verfügbarkeit zu jeder Zeit an jedem Ort ist für mich im ärztlichen Alltag ein wesentlicher Vorteil gegenüber Broschüren und Formularen." erklärt Prof. Dr. Guido Fitze, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und Mitglied des Projektteams. Die Möglichkeit der laufenden Aktualisierung sei ein weiterer Grund, auf digitale Prozesse zu setzen und sich vom Broschüren-Format zu verabschieden.
 
Die App richtet sich vorrangig an Ärztinnen und Ärzte, die über einen Fortbildungscode der Sächsischen Landesärztekammer darauf zugreifen. Ein übersichtliches Menü bietet konkrete Entscheidungshilfen, unterstützt die Einschätzung eines Verdachtsfall und ermöglicht auch ein rechtlich fundiertes Handeln. Hilfsangebote können direkt abgerufen und die Kommunikation von Versorgungsschnittstellen beschleunigt werden.
 
Die Techniker Krankenkasse hat bisher 50.000 Euro für die Entwicklung bereitgestellt. Dabei handelt es sich beim Kinderschutz um die erste von drei Stufen: Ende 2019 soll die App auch erwachsene Opfer häuslicher Gewalt erfassen und für Mitte 2020 ist zudem eine Erweiterung für Opfer von Gewalt in der Pflege angedacht.
 

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